Das Cittadella Projekt
Festung für die Ewigkeit
Einen Besuch war sie immer Wert – jetzt ist sie es erst recht: Nach langjährigen Restaurierungssarbeiten erstrahlt die Zitadelle der auf Gozo gelegenen maltesischen Stadt Victoria wieder in alter Pracht. Besucher erwartet eine einzigartige Reise in die Geschichte…
text Nadia Hiller fotos Erez Marom
Aufgrund der salzigen Meeresluft befanden sich die Kalksteinmauern in einem schlechten Zustand. Zum Zwecke der Restaurierung mussten die Wände fotogrammetrisch vermessen werden. So konnten hohle Blöcke ermittelt und durch Quader aus den ursprünglichen Kalksteinlagern ersetzt werden. Hier ist ein Restaurator zu sehen, der kurz vor der offiziellen Wiedereröffnung der Cittadella im Juli 2016 den Außenmauern den letzten Schliff verleiht.
Aufgrund der salzigen Meeresluft befanden sich die Kalksteinmauern in einem schlechten Zustand. Zum Zwecke der Restaurierung mussten die Wände fotogrammetrisch vermessen werden. So konnten hohle Blöcke ermittelt und durch Quader aus den ursprünglichen Kalksteinlagern ersetzt werden. Hier ist ein Restaurator zu sehen, der kurz vor der offiziellen Wiedereröffnung der Cittadella im Juli 2016 den Außenmauern den letzten Schliff verleiht.
In der Landessprache Maltesisch heißt die Insel Gozo eigentlich Ghawdex, was so viel bedeutet wie „Freude“ – und diesen Namen trägt sie zu Recht. Denn auf Gozo geht es tatsächlich äußerst fröhlich zu: Hier gibt es sehr viel unberührte Flecken Natur, einsame Strände und unendliche Gelassenheit.
In der Vergangenheit allerdings war es hier weitaus weniger friedlich. Zusammen mit ihrer Schwesterinsel Malta liegt Gozo ziemlich genau inmitten des Mittelmeers. Aufgrund dieser strategisch äußerst günstigen Lage zog es viele Siedler und Eroberer nach Gozo, so zum Beispiel die Phönizier, Römer, Araber, Franzosen und Briten.
„Hinter den Mauern verbirgt sich eine Stadt, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint“
Von all den zu bewundernden Sehenswürdigkeiten auf der Insel zeugt vor allem die „Cittadella“ von der bewegten Geschichte Gozos. Zunächst war diese Zitadelle nicht mehr als eine Siedlung, die vor mehr als 4.000 Jahren auf einer Hügelspitze errichtet worden war. Doch dann erkannten die Römer ihr Potential und wandelten sie in eine von Mauern umgebene Festung um. Aufgrund des Rundumblicks über die Insel, den die Festung bietet, wurde sie von allen im Laufe der Zeit auf die Insel kommenden Eroberern eingenommen. Am dramatischsten waren dabei wohl die Ereignisse 1551 v. Chr., als 10.000 Mann starke osmanische Truppen auf der Suche nach Sklaven in Gozo einfielen. Sie belagerten die Zitadelle und brachten fast alle 5.000 Inselbewohner, die dort Zuflucht gesucht hatten, in ihre Gewalt.
Etwa 50 Jahre später zwischen 1599 und 1622 v. Chr. setzten die Ritter des Malteserordens die Cittadella im Rahmen umfangreicher Erneuerungs- und Restaurierungsmaßnahmen wieder instand. Zerstörte Mauern wurden wieder aufgebaut, Bollwerke errichtet, Reiter und Geschützgruppen stationiert. Erst 1868, mittlerweile unter britischer Herrschaft, wurde die umfangreiche Festungsanlage schließlich stillgelegt.
Doch mit der anbrechenden Ära des Friedens begann die Anlage langsam zu verfallen. Mithilfe eines Bebauungsplanes wollte man 2010 der Cittadella wieder zu altem Glanz verhelfen. Sechs Jahre und 21 Millionen Euro später ist dies tatsächlich gelungen und das Ergebnis der im Juli 2016 fertiggestellten Restaurierungsarbeiten kann sich wirklich sehen lassen.
Neben der Erhaltung der im 17. Jahrhundert errichteten, gewaltigen Mauern der Zitadelle erfolgte auch eine sehr sorgfältige Restauration ihres Inneren. Zu den bereits bestehenden Museen, wie zum Beispiel einem restaurierten Gebäude aus dem 17. Jahrhundert und dem alten Gefängnis, kommt nun noch ein großes Besucherzentrum hinzu.
Hintern den Mauern verbirgt sich heutzutage eine Stadt, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Kleine, zum Schutz vor feindlichen Pfeilen besonders verwinkelte Gassen winden sich vorbei an arabisch anmutenden Häusern mit ihren typischen Innenhöfen und führen schließlich zu der prächtigen Barockkathedrale, die noch heute die wohl wichtigste Gebetsstätte der Insel darstellt. Angesichts ihrer atemberaubenden Schönheit fällt es äußerst schwer, sich vorzustellen, auf welch düstere Vergangenheit dieser heute so friedlich und sorglos anmutende Ort zurückblickt.
visitgozo.com
I really like this post. Great Photography!