Die Heilkraft des Wassers

Thermal- und Kurbäder sind seit Jahrhunderten Zentren der Heilung und Gesundheit. Eine kleine Geschichte der Bäderkultur…

text Isobel Jones

Keiner weiß genau, wo das Wort Spa herkommt. Für die einen ist es ein Akronym des Lateinischen „salus per aquae“ oder „Gesundheit durch Wasser“. Für die anderen ist Spa von sparsa abgeleitet, der Vergangenheitsform des lateinischen Verbes, das so viel wie „hervorströmen“ bedeutet. Wie immer dem auch sei, therapeutische Wasseranwendungen lassen sich ab ca.1000 v. Chr. belegen und waren in der griechisch-römischen Antike weit verbreitet. Die Römer errichteten in ihren Kolonien Bäder, indem sie die natürlich vorkommenden Thermalquellen zu Heilbädern ausbauten – so entstanden Kurorte wie Aix-en-Provence und Vichy in Frankreich, Bath und Buxton in England, Aachen und Wiesbaden in Deutschland und Aquincum in Ungarn, um nur einige zu nennen. Diese Kurbäder avancierten in der römischen Gesellschaft zu Zentren der Erholung und des sozialen Austausches.
Bäder- und Spatraditionen finden sich überall auf der Welt und entspringen den unterschiedlichsten Kulturen, wie beispielsweise das japanische „Ryokan“ oder der türkische Hamam. Die Ottomanen waren berühmt für ihre Hamams mit herrlichen Mosaikkuppeln, als krönendes Beispiel gilt das Bad der Roxelana, das im Jahre 1556 erbaut wurde.
Im Laufe der Zeit wurde jede Gesundheitseinrichtung, die sich in der Nähe von natürlichen Quellen befand „Spa“ oder „Bad“ genannt und die einzelnen Quellen wurden mit dem bestimmten Leiden assoziiert, dem sie Abhilfe schaffen sollten. Vom 17. Jahrhundert an wurden Bäder zunehmend zum bevorzugten Reiseziel für wohlhabende Gesundheits- und Erholungssuchende in oftmals üppiger Kulisse. Während ihrer Blütezeit lieferten die führenden europäischen Kurbäder auch den Nährboden für politische und diplomatische Intrigen und wurden zum Treffpunkt der höheren Gesellschaftsschicht. So wurden Kurbäder zum bedeutenden Wirtschaftszweig und die Orte selbst zu charakteristischen, akribisch gestalteten städtischen Lebenswelten. Zwischen der Französischen Revolution und dem Zweiten Weltkrieg erreichten die größten europäischen Kurorte ihren Höhepunkt an Einfluss – vergleichbar mit heutigen großen Medizinischen Zentren, Reha-Kliniken, Golf Resorts, Konferenzzentren, Modeschauen, Musikfestivals und sexuellen Refugien in einem. Sich einer Kur in einem Heilbad zu unterziehen geriet in der Mitte des 20. Jahrhunderts im größten Teil der westlichen Welt ins Hintertreffen, nur um ein paar Jahrzehnte später eine kräftige Wiederauferstehung im Gewand des Gesundheits- und Wellness Tourismus zu erfahren. Heute sind Spa-Bäder und ihre Anwendungen so beliebt und allseits vertreten, wie niemals zuvor; man muss nicht lange suchen, um erstklassige Beispiele dafür zu finden: In Deutschland beispielsweise die „Kannewischer Collection“, die ein führender Betreiber von Thermalbädern ist. Historische Thermalbäder und Kurorte sind für ihre herausragende Architektur und Tradition, aber auch für ihre eigentliche Spa-Einrichtungen berühmt. Heilbäder sind historisch immer Zentren der Innovation gewesen, sowohl sozial, als auch in der Stadtplanung. Sie haben zum Beispiel die ersten öffentlichen Gesundheitsgesetze hervorgebracht und spielen immer noch eine wichtige Rolle bei der Suche nach einer höheren Lebensqualität – ein generationenverbindendes Thema.
Ein Kurbad zu besuchen kann eine aufschlussreiche Erfahrung sein, die uns mit den ersten Touristen verbindet, die durchs alte Europa zogen, um sich an den heißen, mineralreichen Quellen zu laben. Die Badehäuser, die Trinkhallen, die Versammlungsräume, die Kasinos und Theater, so wie die umgebende Landschaft, die der Bewegung und der Gesundheit dienten – die Park- und Gartenanlagen – sie alle sind Teil des Bädererbes.

Europäische Bäderkultur
Die hier vorgestellten Bäder blicken auf viel Geschichte zurück, bieten heute aber auch modernste Behandlungsmöglichkeiten mit dem Schwerpunkt auf ganzheitlicher Gesundheit. Wellness ist das oberste Gebot…


1. Vichy, Frankreich

Schon die Römer, die es Aquis Calidis nannten, entdeckten, dass das heiße Mineralwasser – als auch das Baden darin – eine positive Wirkung auf die Gesundheit hat. Durch die gesamte Geschichte von Vichy haben immer wieder berühmte Persönlichkeiten (Könige und große Künstler) dazu beigetragen, das gute Renommee seiner quasi-wunderwirkenden Quellen auf ein Neues zu bestätigen. Madame de Sévigné berichtete dem Hof von Louis XIV, dass das Wasser von Vichy einen zuträglichen Effekt auf ihren Teint gehabt habe und setzte damit einen Trend der Schönheitsanwendungen in Bewegung, der bis heute anhält. Die reichhaltige Mineralienkomposition des Wassers soll eine belebende und entzündungshemmende Wirkung haben.
vichy-destinations.fr


2. Bath, Großbritannien

Einst ein Urlaubslager für römische Legionäre, ist das elegante Bath heute Englands erste Adresse für Thermalbäder. Die Römischen Bäder gaben der Stadt ihren Namen, aber auch ihr endloser Vorrat an heißem Wasser, das mit 45 °C aus den Quellen sprudelt. Die historischen römischen Bäder können nur besichtigt werden, dafür aber gibt es ein eindrucksvolles, speziell angefertigtes öffentliches Bad mit einem dampfenden, offenen Dachpool, das einen malerischen Blick hinüber zur honigfarbenen Georgischen Stadt aufzuweisen hat. Bisher hat nur Bath den Welterbe-Status als Thermalbad erhalten.
thermaebathspa.com; romanbaths.co.uk


3. Montecatini, Italien

Montecatini ist das bekannteste Thermalbad der Toskana und wird für die Heilkraft seines Wassers gefeiert. Schon die Römer wussten um die wohltuenden Wässer, aber erst der Mediziner Ugolino Simoni, Begründer der italienischen Hydrologie, analysierte die Beschaffenheit der Quellen und machte die Therme dadurch berühmt. Gebäude, die der Thermalbadanwendung dienen, Touristeneinrichtungen, das Kasino und andere bürgerliche Gebäude folgten im 18. und 19. Jahrhundert. Das berühmte Hotel La Pace hat bereits den roten Teppich für Guiseppe Verdi, Paul Cezanne, Clark Gable, Grace Kelly und Audrey Hepburn ausgerollt.
comune.montecatini-terme.pt.it


4. Grand Resort Bad Ragaz, Schweiz

Historische Aufnahme des Kursaals

Das Helenabad

36.5° Entspannung mit fünf Sternen.
Erholung pur, Medizin auf höchstem Niveau und ein reichhaltiges Angebot an Sport, Kulinarik und Kultur – Europas führendes Wellbeing & Medical Health Resort in Bad Ragaz bietet Entschleunigung im Fünf-Sterne-Ambiente mit Blick auf die Schweizer Alpen

Entschleunigung, Vitalität und Balance – in unserer immer hektischer werdenden Welt ist Entspannung zu einem raren Gut geworden. Umso besser tut es, aus dem Alltag auszubrechen und nachhaltig etwas für Körper, Geist und Seele zu tun. Im Ostschweizer „Heidiland“ liefert das Grand Resort Bad Ragaz dafür beste Voraussetzungen. Grundlage für die Erfolgsgeschichte war die Entdeckung der Thermalquelle in der bei Bad Ragaz liegenden Taminaschlucht im Jahr 1242, deren heilende Wirkung bereits der Arzt und Alchemist Paracelsus würdigte. Während die ersten Kurgäste anfangs noch an Seilen in die Schlucht hinuntergelassen wurden, bringt seit 1840 eine vier Kilometer lange Leitung das „Blaue Gold“ nach Bad Ragaz und in die Wellnessbereiche des Grand Resort Bad Ragaz. Mit insgesamt 12.800 Quadratmetern sind diese nicht nur mit die größten in Europa – sie wurden im vergangenen Jahr mit dem renommierten World Spa & Wellness Awards 2016 (UK) zum „Resort Spa of the Year: Western Europe & Scandinavia“ gekürt und befindet sich laut SonntagsZeitung im „besten Wellnesshotel der Schweiz“. „Hier können Gäste beispielsweise im historischen Helenabad, im Gartenpool oder in unserer weitläufigen Saunalandschaft entspannen“, sagt Martin Leiter, Director of PR & Corporate Communications der Grand Resort Bad Ragaz AG. „Ergänzt werden diese durch authentische Massage- und Beautyanwendungen oder auch Sport- und Fitnessangebote auf höchstem Niveau.“ Ein besonderes Highlight seien zudem die jüngst mit dem European Health & Spa Awards ausgezeichneten exklusiven haki-Rituale. Ebenso exklusiv sind die im modern gestalteten Lofts und Suiten des Spa-Suites-Gebäudes. Sie verfügen jeweils über einen privaten Spa-Bereich mit Dampfbad, freistehendem Whirlpool und teilweise eigener Sauna – natürlich alle mit purem Thermalwasser und Blick auf das umgebende Bergpanorama.
Ergänzt wird das Wellbeing- und Erholungsangebot durch zwei hoteleigene Golfplätze – als einziges Hotel in der Schweiz – sowie ein international renommiertes medizinisches Zentrum. Hier garantieren 70 Ärzte und Therapeuten Diagnostik, Prävention, Therapie und Rehabilitation auf höchstem Niveau und behandeln selbst namhafte Spitzensportler. Für das kulinarische Wohl sorgen wiederum sieben resorteigene Restaurants, darunter auch das Sterne-Restaurant „IGNIV by Andreas Caminada“. „Die Fine Dining Sharing Experience von Küchenchef Silvio Germann ist ein Genuss für Auge und Gaumen“, erklärt Martin Leiter, „alle Speisen eines Gangs – bei einem dreigängigen Menü rund 25 kleine Gerichte – werden in der Mitte des Tisches angerichtet und geteilt.“ Spätestens am Ende eines entspannten Tages werden hier Körper, Geist und Seele auch kulinarisch verwöhnt.
resortragaz.ch


5. Spa, Belgien

Das Wort „Spa“ bedeutet heute Mineralquelle und Thermalbad in einem, aber nicht jeder ahnt, dass es einen Ort zum dem Namen gibt. Obwohl er wahrscheinlich bei den Römern bekannt war (Sparsa ist die Vergangenheitsform des lateinischen Verbes, das „hervorströmen“ bedeutet, was die Namensgebung erklären könnte), entwickelte Spa sich erst im 16. Jahrhundert und zog dann viele distinguierte Besucher an. Das lebendige Ardennen-Städtchen, das das älteste Kasino der Welt besitzt, schmiegt sich in ein Tal, umgeben von bewaldeter Landschaft, die aufgrund der Quelle des berühmten Mineralwassers unter Natur-schutz steht. Verschiedene Quellen befinden sich im
Ort selbst.
thermesdespa.com


6. Budapest, Ungarn

Die ungarische Hauptstadt weiß ihre Lage auf einer geografischen Bruchlinie zu nutzen: 123 natürliche heiße Quellen speisen zahlreiche Becken und Bäder im ganzen Stadtbereich mit einer Menge von 70 Mio. Litern Wasser pro Tag mit Temperaturen zwischen 21 und 78 °C. Jedes Bad in Budapest bietet ein anderes Erlebnis, so dass es sich empfiehlt, mehr als eines auszuprobieren. Das Lukács Thermalbad zum Beispiel ist ein ausgedehnter Komplex von Bädern im Innen- und Außenbereich mit Ruhezonen für Heilschlammanwendungen. Das Széchenyi Thermalbad allein wird jährlich von über einer Millionen Badegästen besucht, viele davon aus dem Ausland.
heilbaderbudapest.com


7. Bad Staffelstein, Deutschland

Baden im Provisorium

Die Obermain Therme hat sich schnell zu einem Publikumsliebling entwickelt

Eine Wohltat für Körper, Geist und Seele. Die Obermain Therme in Bad Staffelstein bietet topmoderne Gesundheits- und Wellnessanwendungen

Wer wagt, gewinnt: Lange musste der passionierte Heimatforscher Heinrich Kohles Überzeugungsarbeit leisten, dass es unter dem Maintal bei Staffelstein vermutlich heißes Wasser gibt. Als dann 1975 mit städtischer Unterstützung gebohrt werden konnte, die Sensation: In rund 1600 Metern Tiefe entdeckte man nicht nur Bayerns wärmste und stärkste Thermalsole. Mit einer Temperatur von 52 Grad, neunprozentiger Mineralisierung und 1600 mg/kg freier Kohlesäure übertraf das Wasser sämtliche Erwartungen.
1976 wurde das Provisorium eröffnet, zehn Jahre später die Obermain Therme, die bald die staatliche Anerkennung als „Heilquellenbetrieb“ erhielt und heute Nordbayerns besucherstärkste Therme ist.
„Wärme, Wasser und Salz“ heißt das Motto, unter dem die Wirkkräfte des Naturphänomens im Rahmen modernster Standards zur Geltung gebracht werden. Das Ergebnis ist nicht nur eine Wohltat für Körper, Geist und Seele. Auch viele gesundheitliche Beschwerden erfahren eine spürbare Linderung.
Doch ein Besuch der Obermain Therme lohnt nicht nur wegen der Heil- und Wellnessanwendungen: Auch für Entspannung und Bewegung ist gesorgt. Das „ThermenMeer“ lockt mit Aktiv- und Vitalisierungsprogramm und bietet vom Dampfbad bis zu Whirlpool eine Vielzahl von Einrichtungen. Das großzügig geplante und mehrfach ausgezeichnete „Premium-SaunaLand“ bietet nicht weniger als elf Themensaunen, luxuriöse Ruhe- und Loungebereiche sowie einen Naturbadesee.
Natürlich darf auch ein Wellness-Bereich mit Kosmetikbehandlungen nicht fehlen, in dem spezielle Pflegeprodukte mit den kostbaren Wirkstoffen der Bad Staffelsteiner Ursole erhältlich sind.
Zudem stellt sich die Obermain Therme mit Erweiterungen und Sanierungen ständig auf die Erwartungen der Bade- und Saunagäste und die neuesten Entwicklungen ein.
bad-staffelstein.de


8. Bad Homburg, Deutschland

Kurhausblick vom Schwanenteich. Im Sinne der englischen Landschaftsarchitektur schuf der preussische Gartenbauer Joseph Peter Lenné den Kurpark Bad Homburg. Blickachsen wie die zwischen dem Kurhaus und dem Schwanenteich zeichnen seine Arbeit noch heute aus.

Foto: ©Stadtarchiv Bad Homburg

Kaiser-Wilhelms-Bad im Kurpark und Denkmal Kaiser Wilhelms I. In den historischen Räumen des alten Kurbades befindet sich heute das Kur-Royal Day Spa mit modernen Heil- und Wellnessangeboten

Von Kaiser Wilhelm II. über Sisi bis Dostojewski – Bad Homburg war einst das Heilbad der Monarchen und Denker. Heute bietet es neben mondänem Glanz auch ein modernes Wellness-Angebot

Schon der offizielle Name klingt wie ein Adelstitel: Bad Homburg vor der Höhe, wie die hessische Kreisstadt amtlich heißt. Rund 55.000 Einwohner leben in dieser weltbekannten Kur- und Kongressstadt – und das vermutlich recht angenehm. Schließlich warb der Ort lange Zeit mit dem prächtigen Slogan „Champagnerluft und Tradition“. Ein Slogan, der sowohl die Vergangenheit ansprach, aber auch auf die wohltuende Kur- und Wellness-Gegenwart verwies. Zu Recht.
Der Aufstieg zum weltbekannten Kurort ist, so heißt es, zwei spielenden Kindern zu verdanken. Sie entdeckten 1809 eine heiß sprudelnde Quelle – die Landgraf Friedrich V. Ludwig zu einem Brunnen einfassen ließ. Der nach ihm benannte „Ludwigbrunnen“ ist der erste und älteste Brunnen im 44 Hektar großen Kurpark von Bad Homburg. Und gleichzeitig der Auslöser für die nunmehr fast 200 Jahre andauernde Karriere als mondänes Kur- und Weltbad. Spätestens als sich 1888 Kaiser Wilhelm II. entschloss, in dem Kurort den Sommer über zu residieren, war Bad Homburg der Hotspot des Hochadels. „Bad Homburg war europaweit einer der beliebtesten Kurorte der gekrönten Häupter, Monarchen, Denker und Schriftsteller“, sagt Susanne Rausch, Abteilungsleiterin der Tourist Info + Service in Bad Homburg. Ein Ort, an dem man Kontakte knüpft, an dem Weltpolitik gemacht wurde. Aber auch ein Ort, der sich – bedingt durch die zitierte „Champagnerluft“ und Heilquellen – offenbar inspirierend auf Weltliteraten wie Fjodor Michailowitsch Dostojeweski auswirkte. In jenen Tagen musste Bad Homburg einen Flair gehabt haben, wie man ihn, so Susanne Rausch, „nur aus Historienfilmen kennt. Selbst Sisi war zu Gast.“
Dieses internationale Flair hat auch architektonisch Spuren hinterlassen. Neben der Englischen Kirche und der Russischen Kirche findet sich in Bad Homburg auch ein Siamesischer Sala – ein Geschenk des thailändischen Königs Chulalongkorn, der im Jahr 1907 für vier Wochen zu Gast in Bad Homburg war. „Die Heilanwendungen haben ihm geholfen, der Tempel war Zeichen seiner Dankbarkeit“, sagt Rausch.
Was einst für Kaiser, Monarchen und Weltliteraten gut war, ist heute für zahllose Gäste immer noch ein fürstliches Erlebnis. Dafür sorgen viele moderne Spa- und Wellness-Einrichtungen, wie beispielsweise das Kur-Royal-Day Spa im traditionsreichen Kaiser-Wilhelms-Bad, die Taunus Therme oder das Seedammbad.
bad-homburg-tourismus.de


9. Bad Wildbad, Deutschland

Das Königliche Staatsbad Bad Wildbad

Maurische Halle im Palais Thermal

Bad Wildbad im nördlichen Schwarzwald kann auf eine Jahrhunderte lange Thermen-Tradition zurückblicken – und ist gleich-zeitig modern und weltoffen

Tradition und Moderne müssen sich nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil, wie das Bad Wildbad eindrucksvoll beweist. Denn in der Kurstadt ergänzen sich Jahrhunderte langes Brauchtum und moderne Tourismusattraktionen aufs Trefflichste.
Begonnen hat alles 1367 mit dem „Überfall im Wildbade“. Graf Eberhard II von Württemberg weilte mit seiner Familie auf Kur in Wildbad. Einem treuen Schafhirten aus Wildbad ist es zu danken, dass die Familie vor einem blutigen Überfall durch seinen Widersacher fliehen konnte. Zur Belohnung schenkte Graf Eberhard „seinem Wildbad“ die erste Stadtmauer. Der wild-romantische Kurpark wurde 1699 angelegt und erstreckt sich mit all seinen königlichen Gebäuden – Kurtheater, Trinkhalle, Kurhaus, Maurischer Pavillon – eineinhalb Kilometer zu beiden Seiten der Enz. Eine Wanderung durch den mit betagten Baumriesen, Blumenanlagen und Rasenflächen geschmückten Park ist ein so sinnliches wie erholsames Erlebnis. Das gilt natürlich auch für den Besuch der beiden Thermen von Bad Wildbad. Wobei das Palais Thermal wohl die sinnlichste Therme Deutschlands sein dürfte: textilfrei im ganzen Gebäude bildet dieser ganz besondere Wellness-Tempel eine Symbiose aus Orient und Okzident. Während im Erdgeschoss die königlichen Gesellschaftsbäder zum mondänen Badespaß einladen, bietet die auf dem Dach errichtete Sauna- und Wellness-Landschaft modernsten Spa-Luxus. In der Vital-Therme dreht sich alles um Bewegung, Fitness, Wellness und Gesundheit.
Der Wildbader Sommerberg mit seiner Bergbahn, dem neuen Baumwipfelpfad, den Vesperhütten und der neuen Hängeseilbrücke (ab 2018) lockt Naturfreunde, Wanderer und Biker in den echten Nordschwarzwald. Kulturveranstaltungen, wie das Rossini Opernfestival, die Kurkonzerte oder ein Besuch im Königlichen Kurtheater runden jeden Aufenthalt in Bad Wildbad attraktiv ab.
bad-wildbad.de


10. Bad Kreuznach, Deutschland

Gradierwerke in Bad Kreuznach

Sole-Sprayer im Kurpark Bad Kreuznach

Tausende Wassertropfen perlen an gewaltigen Dornwänden aus zehn Metern Höhe herab und tauchen die Umgebung in einen Salznebel. Fühlt sich an und schmeckt wie eine Meeresbrise: wir stehen von den Gradierwerkanlagen der Saline Bad Kreuznach. Seit 300 Jahren prägen hier gewaltige Dornwände mit einer Gesamtlänge von 1,3 Kilometern die Landschaft.

Gerade einmal 80 Kilometer von Frankfurt entfernt liegt Bad Kreuznach im wildromantischen, von Felsformationen gesäumten Nahetal. Hier treten an vielen Stellen fast 30 °C warme Mineralquellen an die Oberfläche. Vor 300 Jahren begann man sie für die Salzgewinnung zu nutzen. Seit 200 Jahren dienen sie der Kur und Gesundheit. Die Gradierwerke sind die Erfindung von Bergbauingenieuren des frühen 18. Jahrhunderts. Auf dem Weg durch die Dornhecken verdunstet Wasser und der Salzgehalt wird angereichert. So entsteht eine hochkonzentrierte Salzlösung – die Sole. Sie macht die Heilbäder bis heute zum Gesundbrunnen. Man genießt die Inhalationen des Salznebels – zum Beispiel am Solezerstäuber im Kurpark: eine Wohltat für die Atemwege. Bäder in der warmen Sole lindern Schmerzen und machen müde Knochen munter. Gymnastik im Thermalbad, oder einfach Badespaß bringt den Kreislauf in Schwung. Bis heute haben diese Kurmittel ihre medizinische Bedeutung behalten. Heilerde-Packungen im Wasserbett sorgen für wärmende Tiefenwirkung und sind eine effektive Schmerztherapie. Das dem Thermalbad benachbarte Gesundheitszentrum verbindet in seinen Therapien die Tradition der Naturmedizin mit der modernen Physiotherapie.
Einzigartig in Deutschland ist der Radonstollen. Die Inhalation der radonhaltigen Luft in einem Bergwerk am Rand des Kurgebietes verspricht seit mehr als 100 Jahren wirksame Schmerzlinderung bei rheumatischen Leiden.
Doch die Heilbäder haben weit mehr zu bieten als die Kur. Sie sind eingebettet in eine grandiose in vielen Bereichen naturbelassene Landschaft, die Lust darauf macht zu wandern, zu radeln und zu flanieren. Mit der Saunalandschaft Bäderhaus lädt eines der schönsten Wellness-Refugien Deutschlands zu einem intensiven Wohlfühltag ein. Ja – und dann ist da der wohl größte Schatz, den die Natur der Stadt geschenkt hat. Bad Kreuznach ist eine der größten Weinbaugemeinden Deutschlands. Gute Tropfen genießen kann man in der malerischen Altstadt, die noch ganz vom Mittelalter geprägt ist oder in einem von vielen von Winzern betriebenen Weinlokalen.
bad-kreuznach-tourist.de

Thermalquellen mitten in den USA
In den USA kommt man in den Genuss der verschiedensten Heil- und Thermalquellen, sei es ganz traditionell in geschichtsträchtigen Badehäusern oder in großen Badelandschaften von Luxushotels

1. Saratoga Springs, New York

Es gibt nur wenige Orte in den USA, an denen man Kurbäder findet, wie man sie aus dem 19. Jahrhundert kennt: mit Wasser aus heilenden Quellen zum Baden und Trinken, Spaziergängen und Einkaufsbummeln durch kleine Läden in einer historischen Altstadt. Doch genau das kann man im Sommer in Saratoga Springs erleben. Die pittoreske Stadt gehörte einst zu den schönsten Kurorten des 19. Jahrhunderts und stand ganz in der Tradition europäischer Badeorte. Hier findet man die von Natur aus kohlensäurehaltige Thermalquellen östlich der Rocky Mountains mit 16 verschiedenen Mineralstoffen. 1915 wurde zum Schutz der Quellen der Saratoga Spa State Park gegründet. ilovesaratoga.us; saratoga.com

2. Ojo Caliente, New Mexico

Die spanische Bezeichnung heißt so viel wie „heißes Auge“ und hier befinden sich die einzigen Thermalquellen mit vier verschiedenen heilenden Mineralwässern, darunter natriumkarbonat-, eisen- und (angeblich gut gegen Arthritis) arsenhaltige Quellen. Insgesamt gibt es zehn Becken mit unterschiedlichen Wässern, die zwischen 26 und 43 Grad warm sind. Einheimische besuchen die Quellen meist tageweise, Touristen quartieren sich gern im 1916 erbauten Historic Hotel ein. ojospa.com

3. Hot Springs, Arkansas

Die zwischen 1892 und 1923 errichteten acht großen Badehäuser säumen noch heute die Grand Promenade, auch als Historic Bathhouse Row bekannt. 1987 wurden sie als nationales Kulturerbe unter Denkmalschutz gestellt. Das Buchstaff Bathhouse ist seit 1912 in Betrieb und bietet noch heute das traditionelle Baderitual an. Das von 1915 bis 1962 als Badehaus genutzte Fordyce Bathhouse hingegen wurde zum
Besucherzentrum des National Hot Springs Park umgewandelt. hotsprings.org

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Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe Winter 2017

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