Elizabeth Taylor
Ob vor oder abseits der Kamera – die Schauspiellegende führte ihr Leben stets mit großer Leidenschaft. Neben ihren Filmen bleibt sie auch aufgrund ihres humanitären Einsatzes unvergessen – und ihre Familie sorgt dafür, dass ihr Vermächtnis Bestand hat
Deirdre Vine
Elizabeth Taylor sagte einmal, sie könne sich nicht an eine Zeit erinnern, in der sie nicht berühmt war. Ein Millionenpublikum konnte dabei zusehen, wie sie ihre Strahlkraft und ihr Charisma entfaltete, während sie auf der großen Leinwand zu einer jungen Dame heranwuchs – vom reizenden Kind in „Kleines Mädchen, großes Herz“ über eine kokette junge Dame der feinen Gesellschaft in „Ein Platz an der Sonne“ bis hin zu einer verführerischen Königin in „Cleopatra“. Auch ihr stürmisches Privatleben könnte direkt aus einem spannenden Drehbuch stammen und weckte das Interesse der Öffentlichkeit in solch unersättlichem Maße, dass es gelegentlich den eigentlichen Grund für ihre Popularität, ihre atemberaubende Leinwand- und Bühnenpräsenz, zu überschatten drohte.
In ihrer 70-jährigen Karriere, in der Elizabeth Taylor über 50 Filme drehte, gewann sie zwei Oscars als beste Hauptdarstellerin – einen für ihre Rolle als spitzzüngige Martha in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ 1966. Ihr damaliger Regisseur Mike Nichols nannte sie „eine der besten Kino-schauspielerinnen“, und Joseph L. Mankiewicz, der bei ihrem Film „Plötzlich im letzten Sommer“ und „Cleopatra“ Regie führte, schwärmte von ihrer Professionalität: „Was immer das Drehbuch verlangte, sie spielte es.“ Darüber hinaus hatte Mankiewicz den Eindruck, dass für die Schauspielerin „ihr ganzes Leben eine Bühne“ und ihre Vita selbst „filmreif war“.
Elizabeth Taylor steht zwar für Hollywood-Glamour, aber sie war auch eine Pionierin: Mit einem Gehalt von einer Million Dollar für ihre Rolle in „Cleopatra“ 1963 war sie die erste Schauspielerin, die eine Gage im siebenstelligen Bereich erhielt. Als erster echter Superstar von Weltrang war sie eine der meist fotografierten Frauen aller Zeiten – und laut Biografin Diana Maddox der „Inbegriff eines vergötterten weiblichen Topstars“. Dennoch ließ sie sich ihren Ruhm nicht zu Kopf steigen, wie ihre Enkelin verrät: „Obwohl es nicht den Anschein hatte, war meine Großmutter in vieler Hinsicht sehr bodenständig. Sie liebte Tiere und war eine hingebungsvolle Mutter und Freundin. Ihre Familie war ihr sehr wichtig. Sie war äußerst großzügig und warmherzig. Für mich war sie eine sehr gute Zuhörerin und Ratgeberin, besonders wenn es um die Liebe ging.“ Verständlicherweise liegen ihr die Andenken, die ihr ihre Großmutter geschenkt hat, sehr am Herzen: „Jedes Stück ist etwas Besonderes, da es mich an meine Großmutter oder an gemeinsame Stunden mit ihr erinnert. Ich habe eine Kette mit einem kleinen Diamanten-Herz, die mal ihr gehörte, und eine weitere Kette mit einem Herz, die sie mir schenkte und die ich fast täglich trage. Ich liebe die Herzen, da sie mich daran erinnern, wie lieb und stark sie war. Darüber hinaus war sie sehr großzügig und zeigte ihre Liebe mit schönen Geschenken. Ich weiß noch, wie sie meine Schwester und mich oft schick einkleidete und uns dann einfach sagte, wir sollen die Sachen behalten.“
Ihre Faszination entstand durch einen wirkungsvollen Mix aus atemberaubender Schönheit, Mut, Liebenswürdigkeit, derbem, selbstironischen Humor sowie acht Ehen voller Skandale und Romantik, über die viel in der Öffentlichkeit berichtet wurde. Ergänzt wird dieser Mix um zahllose gesundheitliche Probleme, die über 70 Krankenhausaufenthalte nach sich zogen, unter anderem wegen eines Not-Luftröhrenschnitts und eines Hirntumors, und zusätzlich angereichert durch ihre mehrere Hundert Karat schweren Diamanten und ihr unerschütterliches humanitäres Engagement. Für viele war sie der Inbegriff einer Überlebenskünstlerin – und sie sieht sich genauso: „Es gibt nichts, was ich nicht durchgemacht habe, Schätzchen“, sagte sie mal. „Ich bin Mutter Courage.“
Ihre größte Leidenschaft zeigte sie jedoch jenseits der Leinwand als Aktivistin, wenn sie dabei half, Leben zu retten und zu verbessern. Viele ihrer engen Freunde waren damals entweder an AIDS erkrankt oder davon betroffen, unter anderem Rock Hudson, ihr ehemaliger Filmpartner aus dem 1956 erschienenen Monumentalfilm „Giganten“, der 1985 starb. Tief bestürzt über sein Schicksal half sie bei der Gründung der Stiftung American Foundation for AIDS Research (AmfAR). Zur damaligen Zeit wollte Präsident Reagan die Epidemie nicht einmmal erwähnen. Im folgenden Jahr, 1986, erschien sie vor dem Senat, um mit ihrer Aussage die Dringlichkeit der Suche nach einem Heilmittel für die Krankheit zu unterstreichen. In den nächsten 25 Jahren setzte sie sich weiter unermüdlich für den Kampf gegen AIDS ein: 1991 gründete sie The Elizabeth Taylor AIDS Foundation (ETAF), um auf die Krankheit aufmerksam zu machen und Organisationen finanziell zu unterstützen, die HIV-Infizierten oder AIDS-Erkrankten direkte Hilfe bieten. „Ich werde dieser Krankheit an den Kragen gehen“, versprach sie. Die Rote AIDS-Schleife an der Kleidung wurde zu ihrem ständigen Begleiter in der Öffentlichkeit. „Wir wussten, dass sie den Kampf, insbesondere unseren Kampf verstand. Genauso wie die Epidemie so viele unserer Leben auf derart tiefgreifende und unerwartete Weise verändert hat, wussten wir, dass auch sie betroffen war“, so Langzeitaktivist und Überlebender der Krankheit Sean Strub.
Ein Großteil der heute in Elizabeth Taylors Namen geleisteten Arbeit wird unter der Führung ihrer eigenen Familienmitglieder verrichtet, die allesamt ETAF unterstützen. „Ihr Engagement im Kampf gegen Aids war für sie neben ihrer Rolle als Mutter die wichtigste Aufgabe in ihrem Leben. Sie sagte uns oft, dass es ihre Bestimmung war und dass es ihrem Ruhm einen Sinn gab. Sie schwor, nicht aufzugeben, bis eine Heilung für AIDS gefunden sei. Wir versuchen, ihr Versprechen für sie zu halten.“
Sieben von Elizabeth Taylors zehn Enkelkindern führen ihr wohltätiges Vermächtnis fort, aber Laela, die wie Naomi eine ETAF-Botschafterin ist, merkt auch an: „Sie bat ihre Familienmitglieder nie um Hilfe für ihre Stiftung, da sie wollte, dass wir frei über unser Leben und unsere Karriere bestimmen können. Enkel Quinn Tivey stimmt ihr zu: „Für mich war sie immer meine Oma, kein Filmstar, und auch wenn wir uns sehr nahestanden, hat mich der Trubel um ihre Person nie besonders gekümmert.“ Quinn, inzwischen Verwalter ihres Nachlasses und Stiftungsratsmitglied der Elizabeth Taylor AIDS Foundation, erklärt: „Nach ihrem Tod konnte ich nicht anders und musste mich mit dieser Welt auseinandersetzen, und ich sah, wie sie ihren Einfluss als Prominente genutzt hat, um eine der erfolgreichsten Aktivistinnen ihrer Zeit zu werden. Sie nutzte ihre Leidenschaft und ihr Mitgefühl, um Gutes zu tun. Plötzlich lernte ich fremde Menschen kennen, die sie durch ihre Arbeit und ihre Stiftung auf die eine oder andere Art berührt hatte. Das veranlasste mich dazu, ETAF-Destinatäre im ganzen Land zu besuchen, und so fing alles an. Wie meinen Bruder und meine Cousins und Cousinen, inspiriert sie auch mich jeden Tag – ich bin stolz auf unsere Arbeit.
Seit ihrer Gründung hat die ETAF mehr als 675 Gruppen in 44 Ländern finanziell unterstützt, um weiter über HIV aufzuklären und Botschafterkonzepte umzusetzen sowie den durch die Krankheit betroffenen Gemeinden zu helfen. Es wurden bereits große Fortschritte gemacht, aber Quinn ist sich der vor ihnen liegenden Herausforderungen mehr als bewusst: „HIV gehört nicht der Vergangenheit an. Jeder kann sich anstecken, egal welchen Alters oder welcher Herkunft. Bei fast 37 Millionen Infektionen weltweit und mit einer der höchsten Übertragungsraten unter jungen Menschen haben wir noch viel Arbeit vor uns.“ „Wir alle haben unterschiedliche Aspekte der Botschaft unserer Großmutter beherzigt und haben unterschiedliche Gründe für unsere Arbeit in der Stiftung“, fügt Naomi hinzu. Trotz der räumlichen Entfernung stehen wir uns als Familie sehr nah. Hin und wieder ist unsere Mithilfe gefragt, zum Bespiel beim AIDS Watch, einer jährlichen Lobby-Veranstaltung auf dem Capitol Hill. Dann kommen wir zusammen, und unsere gemeinsame Leidenschaft für diesen Zweck erinnert uns daran, wie eng wir miteinander verbunden sind. Es ist ihr Geschenk an uns, nachdem sie von uns gegangen ist – sie hat es sich immer auf die Fahne geschrieben, ihrer Familie die Möglichkeit zu geben, zusammenzukommen, und dafür sorgt sie auf diese Weise noch heute.
Neben ihrem unermüdlichen Engagement für AIDS-Sensibilisierungsmaßnahmen war Elizabeth Taylor auch ein Wirtschaftsmogul und eine kluge Investorin. Ihre Schmuckkollektion war legendär, darüber hinaus hat sie eine beeindruckende Kunstsammlung besessen. Ihr Vater Francis war Kunsthändler und hat ihr einige sehr schöne Porträts hinterlassen. In den 1960ern kaufte sie sich ein Selbstporträt von Degas und Landschaftsgemälde von Pissarro und Van Gogh. Eine Reihe von Parfums, die unter ihrem Namen vermarktet wurden, einschließlich Passion, White Diamonds und Black Pearls, trugen mit insgesamt 1,5 Milliarden Dollar Umsatz durch ihren Verkauf weiter zu ihrem Vermögen bei. Vor allem durch ihren tapferen Kampf gegen jahrelange, mit großen Einschränkungen verbundene gesundheitliche Probleme, viele Aufenthalte in Rehakliniken und ihre zu große Vorliebe für Alkohol wurde Elizabeth Taylor weltweit zum Symbol für Mut und Widerstandsfähigkeit. Wie zum Trotz all derer, die bereits ihren Nachruf verfassten, machte sie an ihrem 75. Geburtstag eine Reise nach Hawaii und ließ sich dort in einem Käfig in die Tiefe des Meeres abseilen, um Haie aus nächster Nähe zu erleben – ein Unternehmen, das ihr unersättliches Verlangen nach neuen Erfahrungen und ihren Kampfgeist perfekt zu verkörpern scheint.
elizabethtaylor.com; etaf.org
Ein bleibendes Vermächtnis
Elizabeth Taylor zog vier Kinder groß, von denen jedes eigene Kinder hat, die es sich ihrerseits auf die Fahne geschrieben haben, die philanthropische Arbeit der Schauspielerin fortzuführen. Alle sind große Verfechter von Maßnahmen zur Unterstützung von HIV-Erkrankten sowie zur Vorbeugung neuer Infektionen. Hier im Bild sind Elizabeth Taylors Enkeltöchter Naomi und Laela Wilding zu sehen.
„Ich habe keine Angst. Das Leben ist ein großes Abenteuer für mich.“
Elizabeth Taylor
„ Ich habe in meinem ganzen Leben nie Schauspielunterricht erhalten. Aber ich habe mir einiges von Schauspiellegenden wie Spencer Tracy, Marlon Brando, Montgomery Clift oder Jimmy Dean abschauen können, wie ich hoffe…”
Elizabeth Taylor
Elizabeth Taylors Lieblingshotels
Elizabeth Taylor schwärmte für die Extravaganz der großen internationalen Luxushotels. Burton beschrieb sich und Taylor einmal als „professionelle Wanderarbeiter“, aber wo immer die beiden ihre berühmten Häupter betteten, taten sie es mit viel Stil
Hotel Lancaster
Paris
Taylors Pariser Lieblingshotel wurde im Jahre 1889 erbaut und wirkt mit seinen mit Kunst und Antiquitäten ausgestatteten Räumen eher wie eine elegante Privatvilla. Es diente Taylor und Burton während ihrer skandalumwitterten Affäre als diskreter und luxuriöser Rückzugsort vor den Paparazzi. Wenn das Paar mit ihrem Gefolge nach Paris kam, um Freunde wie den Herzog und die Herzogin von Windsor oder die Rothschilds zu besuchen, nahmen sie oft gleich zwei Etagen des Hotels in Beschlag.
hotel-lancaster.fr
Dorchster Hotel
London
Schon vor ihrer Zeit mit Burton war dieses prächtige Hotel in Mayfair so etwas wie Elizabeth Taylors zweites zu Hause und das „Harlequin“ – die größte der drei Dachgarten-Suiten – besitzt noch immer das eigens für sie installierte rosa Marmorbad. Während sie mit Burton im Dorchester weilte, überraschte sie ihn einmal mit einem van Gogh, den sie im nahegelegenen Sothebys für £92.000 erstanden hatte.
dorchestercollection.com
Gstaad Palace
Gstaad
Opulenz ohne Pomp, alpiner Zauber kombiniert mit Service auf höchstem Niveau – mit diesen Qualitäten lockt das Gstaad Palace Hotel bereits seit 60 Jahren Hollywood-Stars an. Die scheinbare Abgeschiedenheit und private Atmosphäre von Gstaad waren Teil der Anziehungskraft, die der Ort auf seine Teilzeitbewohnerin Elizabeth Taylor ausübte, die dort 1962 ein Chalet mit Eddie Fisher kaufte. Als Taylor vom Gstaad Palace einen englischsprachigen Koch erbat, der für sie in ihrem Chalet für vier Monate kochen sollte, fiel die Wahl auf Herbert Huber. Ihre eigene Spezialität – Sauce mit Schweinskarree – brachte sie ihm höchstpersönlich bei zuzubereiten. Um das Jahr 2000 herum übernachtete Michael Jackson in Taylors Chalet und fragte, ob er das Hotel kaufen könne, weil es ihm gefiel. Taylor und Burton waren in den 70er-Jahren Stammgäste im Grand Hotel.
palace.ch
Hotel Imperial
Wien
Elizabeth Taylor verbrachte einmal drei Sommermonate in einer Luxussuite im Imperial. Nach ihrem Aufenthalt schrieb ihr Sekretär dem Manager: „Miss Taylor… fühlte sich, als wenn sie zu einer Familie gehörte.“ 1972 verbrachten Burton und Taylor ein romantisches Wochenende im Imperial. Das Gebäude wurde 1863 als einer der Paläste für Prinz Philip von Württemberg erbaut, aber schon nach zehn Jahren entstand daraus das Imperial Hotel, das schnell zu einem der politischen, sozialen und kulturellen Mittelpunkte Wiens wurde. Brahms, Mahler und Bruckner waren Stammgäste, zu weiteren distinguierten Gästen gehörten Staatsoberhäupter und Größen der Unterhaltungsindustrie, wie Chaplin, Hitchcock und Walt Disney. hotelimperialvienna.com