Elvis unsterblich

Man könnte glauben, dass 40 Jahre nach seinem viel zu frühen Tod alles über Elvis Presley geschrieben worden sein müsste. Sein Leben, seine Karriere, sein tragisches Ende – all das füllt bereits hunderte von Veröffentlichungen, die sich ausschließlich mit Elvis beschäftigen. Aber die Musikikone ist mehr als die Summe seiner biografischen Daten. Sichtbar und spürbar wird dies Jahr für Jahr im August in Bad Nauheim, wo Elvis während seiner Militärzeit lebte, und sich seit 2002 die europäische Elvis-Welt zum European Elvis Festival einfindet

text Maria Hesterberg

Das „European Elvis Festival“ (EEF) in Bad Nauheim ist im August für jeden Elvis-Fan der „Place-to-be“. Die Gäste kommen aus der ganzen Welt in die hessische Kurstadt, um ein Wochen-ende lang Elvis Presley zu feiern.
Die Fans sind keine abgedrehten Freaks, keine Ewiggestrigen, die der guten alten Zeit nachtrauern, sondern Menschen, die ein Lebensgefühl feiern. Sie feiern die Liebe zur Musik, zu liebevoll restaurierten und polierten chromblitzenden Oldtimern, zu Bleistiftröcken, Petticoats und schmalen Herrenanzügen. Sie feiern einen Mann, der der Welt so viel gegeben hat und der es verdient hat, gefeiert zu werden. Sie feiern ELVIS. Wer hier allerdings „Tribute Artists“ im Jumpsuit erwartet, wird enttäuscht sein. Denn auf dem Festival treten nur Interpreten auf, die die Musik des King of Rock’n’Roll auf ihre eigene Weise spielen und präsentieren.
Das „European Elvis Festival“ sucht seinesgleichen im großen Eventangebot der Elvis-Welt. Von Freitag bis Sonntag wird dem Festivalbesucher ein hochkarätiges Programm geboten, das immer wieder für Furore sorgt: den Verantwortlichen der Stadt Bad Nauheim und der Elvis-Presley-Gesellschaft e.V. gelingt es stets, Elvis‘ Wegbegleiter, Freunde und/oder Kollegen und Zeitzeugen beim EEF begrüßen zu dürfen, die nicht nur musikalisch, sondern auch mit ihren Erinnerungen das Publikum begeistern.
Gerade die Erinnerungen der Menschen, die Elvis nicht nur kannten, sondern ihn eng begleiteten, werden von den Besuchern mehr als interessiert aufgenommen, ja aufgesogen. Da erzählt George Klein, Elvis‘ Freund seit der Highschool und bekannter Radio-DJ, wie schwer es Elvis bei seinen Mitschülern hatte; Jerry Schilling, enger Freund von Elvis und Manager der „Beach Boys“, berichtet über das legendäre Treffen zwischen Elvis und Nixon; die Gitarrenlegende James Burton erzählt mit glänzenden Augen über das musikalische Ausnahmetalent Elvis. Neben den spektakulären Geschichten ist aber auch Platz für eher stille und gefühlvolle Momente, nämlich dann, wenn die  Regisseurin Annett Wolf, die 1977 an einer Dokumentation über Elvis beteiligt war, schildert, dass sie Elvis als einen „zutiefst demütigen und religiösen Menschen“ kennengelernt hat, „der letztendlich an seinem eigenen Leben zerbrochen ist“, oder wenn Alfred Wertheimer, ein mehrfach prämierter Fotograf, der Elvis 1956 mehrere Wochen begleitete, Elvis als „ein besonderes Geschenk für die Menschen“ beschreibt.
Dass Elvis und seine Musik zeitlos sind und generationsübergreifend Begeisterung auslösen, zeigt sich beim EEF in jedem Jahr aufs Neue: Die Besucher des Festivals sind keiner Altersgruppe zuzuordnen, man trifft auf dem Festivalgelände Kinder im Grundschulalter, die Elvis gerade im Plattenschrank ihrer Eltern entdeckt haben, auf Teenager, die neugierig auf „handgemachte“ Musik sind; auf die (Nach-)Wirtschaftswunderkinder, die in den 1970er Jahren zu Elvis kamen und auf diejenigen, die sich selbst noch gut an die Schlagzeilen erinnern können, als Elvis‘ Aufenthalt in Deutschland angekündigt wurde.
Die Teilnehmer am „Music Contest“, der in diesem Jahr bereits zum dritten Mal veranstaltet wird, beweist einmal mehr, dass Elvis‘ Musik viele Künstler zum eigenen Schaffen inspiriert hat und ihre Hommage an Elvis durch den eigenen Stil geprägt ist.
Was also macht nun das European Elvis Festival aus? Die Antwort ist leicht: Elvis has never left the building!

bad-nauheim.de

„Das European Elvis Festival war eine tolle Erfahrung für mich. Die europäische Elvis-Welt hat sich hier versammelt, um meinen Freund Elvis zu feiern, der der Welt so viel gegeben hat! Das Programm und die Organisation haben mich umgehauen!“
George Klein

Elvis Presley im März 1959 vor der Burgpforte in Bad Nauheim.

Das Foto stammt aus einer Serie von Aufnahmen, die für das Cover des Albums „A Big Hunk of Love“ entstanden.

European Home of Elvis

Bad Nauheim ist voller kleiner und großer Pilgerstätten für Elvis-Fans. Eine Auswahl der Stationen des Stars in der hessischen Kurstadt

Gradierbau IV

Die Wiese neben dem Gradierbau IV war für Elvis der optimale Ort, um seiner sportlichen Leidenschaft, dem Football, nachzukommen. Er lernte zwar auch den europäischen Fußball kennen, spielte mit seinen Freunden aber lieber Football. Und das nicht zimperlich.

Goethe-strasse 14

Im Februar 1959 zog Elvis mit Familie und Freunden in die Goethestraße 14. Hier traf er auch Priscilla Beaulieu, die 1967 seine Frau werden sollte. Ein Schild im Wohnzimmerfenster gab über die Autogrammstunden Auskunft und viele Fans hatten das Glück, Elvis dort zu sehen.

Brücke über die Usa

Der King auf der Brücke: Ein Muss für jeden Elvis-Fan, der Bad Nauheim besucht, ist ein kurzer Stopp auf der Brücke über das Flüsschen Usa, auf der Elvis für ein Foto posiert hat.

Hilberts Parkhotel

Als Elvis von Bad Homburg nach Bad Nauheim kam, wählte er zuerst das bekannte Hilberts Parkhotel, das heute nicht mehr existiert und in unmittelbarer Nähe der historischen Trinkkuranlage und der Dankeskirche im Zentrum der Stadt stand. Zur damaligen Zeit ein traditionsreiches Luxushotel, in dem viele Berühmtheiten abstiegen.

Burgpforte

Das wohl bekannteste Foto mit Elvis aus Bad Nauheim wurde vor der historischen Burgpforte gemacht, das Musikkenner vom Cover der Single
„A Big Hunk O‘ Love“ kennen. Ein Erinnerungsfoto, das an der gleichen Stelle geschossen wurde, nimmt wohl jeder Besucher der Stadt gerne mit nach Hause.

Villa Grunewald und Elvis-Stele

Die zweite Station in Bad Nauheim war für Elvis und seine Entourage das Hotel Grunewald, das 2017 in neuem Glanz erstrahlen und wieder in Betrieb gehen wird. Die Villa Grunewald mit ihrem berühmten Zimmer 10, in dem Elvis gewohnt hat, steht unter Denkmalschutz. In unmittelbarer Nachbarschaft wurde in den 1990er Jahren Elvis zu Ehren, eine Stele errichtet, die Besucher an den King Of Rock’n’Roll erinnert.

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Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe Frühling 2017

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