Kultur mit Tradition – und Zukunft

Der Brite William Turner gilt nicht nur als Wegbereiter der Moderne – er zählt auch zu den bedeutendsten Landschaftsmalern und Aquarellisten seiner Zeit. Vom Mittelrheintal war er besonders angetan

Foto: Yale Center for British Art, Paul Mellon Collection

Als Joseph Mallord William Turner am 21. August 1817 in Koblenz eintrifft, zeigen sich Rhein und Rheintal von seiner schönsten Seite: sonnig, glitzernd und warm. Vor allem aber ist der britische Jahrhundert-Maler, Zeichner und Aquarellist von der baulichen Schönheit der Römerstadt begeistert – die Festung Ehrenbreitstein hat es ihm besonders angetan. Die ersten Tage in Koblenz legen den Grundstein für Turners lebenslange Mittelrhein-Leidenschaft; eine Gegend, die er
in den folgenden Jahren immer wieder besuchen wird.

Nie mehr aber wird er so kreativ und produktiv sein, wie bei seinem ersten Besuch im Jahr 1817. Sieben Tage wanderte der aus London stammende Star der Romantik den Rhein entlang – von Koblenz über Bingen bis nach Mainz, das er am 27. August 1817 letztendlich per Schiff erreicht. Pro Tag rund 40 Kilometer. Resultat: eine Unmenge an Skizzen, Zeichnungen und Studien. Drei dicke Skizzenbücher hat Turner nach diesen sieben Wander- und Zeichentagen bis auf die letzten Winkel gefüllt. Sie werden ihn für die nachfolgenden Wintermonate in der heimatlichen Themse-Stadt beschäftigen. Alleine 51 Aquarelle fertigte er aus dieser inspirierenden Wanderung für seinen Auftraggeber Walter Fawkes an. Im umfangreichen Katalog Turners zählen sie zu den schönsten und einflussreichsten Exponaten.

Trotz des unstillbaren Hunger Turners nach landschaftlichen Reizen hatte die als Turner Route bekannte Wanderung alles, was man heute mit „Entschleunigung“ bezeichnet: gehen, sehen, innehalten und staunen. Dafür bot ihm seine Wanderung genügend Gelegenheit. Seine Route führte ihn von Koblenz nach Lahnstein, weiter ging es nach Boppard, Bacharach und Bingen – immer dem Rhein entlang, immer vorbei an wunderschönen Burgen, wie die Marksburg, Burg Maus und Burg Katz. Und natürlich: die Loreley bei St. Goarshausen. Sie beeindruckt Turner ganz besonders, deshalb erfasst er die genauso anmutige wie massive Erscheinung aus mehr als sieben verschiedenen Perspektiven: Highlights der „Turner Route“.

turner-route.de