Steve McQueen
The king of cool
Hollywoodlegende, Motorsport-Star, der Inbegriff des harten Kerls – Steve McQueen war ein facettenreicher und vielschichtiger Mann, dessen schwerer Start ins Leben die treibende Kraft für sein ausgeprägtes karitatives Engagement war. Hier teilen sein Sohn und seine Exfrau ihre Erinnerungen
Text: Deirdre Vine
Der zu Recht unter dem Spitznamen „King of Cool“ bekannte Steve McQueen scherzte einmal, dass ein Film über sein Leben den Titel „Gesprengte Ketten“ tragen müsste. Er selbst musste sich aus den Fesseln der Armut, des Missbrauchs und der Kleinkriminalität befreien, ehe er auf dem Höhepunkt seiner Karriere der zugkräftigste Star der Filmbranche wurde.
Seinen Vater, der Steves Teenie-Mutter schon nach einigen Monaten wieder verließ, lernte er nie kennen. Seine später alkoholkranke Mutter kümmerte sich kaum um ihn, und er verbrachte den Großteil seiner Kindheit bei seinem Großonkel in Missouri. Später führten zerrüttete Verhältnisse in seinem häuslichen Umfeld dazu, dass er sich oft auf der Straße herumtrieb und viel Ärger hatte. Mit 14 Jahren kam er wegen Diebstahl von Radkappen auf eine Schule für schwer erziehbare Jungen, die Boys Republic. Als 17-Jähriger verpflichtete er sich zum Dienst bei der US-Marineinfanterie. „Die Boys Republic und die Marineinfanterie waren sein wahres Zuhause. Dort fand er das erste Mal in seinem Leben so etwas wie Halt“, sagt Exfrau Neile. McQueen spendete später Geld sowie Sachgegenstände und stattete der Boys Republic regelmäßig Besuche ab. Dabei trug er stets einen eleganten Anzug für den Fall, dass einer dieser Jungs zu ihm aufschaue und ihm nacheifern wolle, wie er es begründete. Seine Empathie für die Unterprivilegierten bestimmte sein karitatives Engagement: Sein Leben lang unterstützte er Hilfsbedürftige diskret und effektiv in Form von anonymer finanzieller Hilfe, Krankenhaus- oder Waisenhausbesuchen oder gespendeter Sportausrüstung für arme Gemeinden.
Als 20-Jähriger hielt sich McQueen in New York mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Ein Wendepunkt war die Aufnahme an der berühmten Schauspielschule „Actors Studio“, die ihre Schüler im sogenannten „Method-Acting“ ausbildete (weitere Absolventen waren unter anderen Marlon Brando und Paul Newman).„Damals nahmen sie von 2.000 Bewerbern etwa vier auf; es war kostenlos, man konnte drei Tage die Woche hingehen. Das war wie ein Lottogewinn für mich“, so McQueen. Der junge Schauspieler gewann in New York aber noch etwas anderes für sich: eine Seelenverwandte. Neile Adams war Tänzerin und angehender Broadway-Star. „Ich lief nach den Proben die Straße herunter, als er mich mit den Worten: ‚Hi. Du bist hübsch‘ ansprach“, erinnert sie sich. Ich kannte ihn nicht und entgegnete: „Tja, bist auch hübsch.“ Sie fühlten sich sofort zueinander hingezogen. Er war ein komplexer Mann und ich ein einfaches Mädchen von einer Klosterschule, aber was uns verband, waren unsere familiären Verhältnisse – keiner von uns hatte einen Vater, aber beide hatten wir eine Mutter, die es nirgends lange hielt.“
Sie heirateten 1956 und hatten 1960 bereits zwei Kinder: Tochter Terry, die 1998 starb, und Sohn Chad. Dieser hat McQueen als tollen Vater in Erinnerung: „Er hatte eine enthusiastische, kindliche Seite. Oft holte er mich nach der Schule ab, und wir fuhren auf der Indian-Dunes-Rennstrecke nördlich von Los Angeles zusammen Motorrad, womit wir häufig auch die Wochenenden verbrachten. Als Kind hatte Motorradfahren und generell die Motorsport-Szene eine berauschende Wirkung auf mich. Mit meinem Vater konnte man viel Spaß haben, aber er war auch streng. Er sorgte immer dafür, dass ich meine Hausaufgaben machte – und wenn ich mal aus der Reihe tanzte, las er mir die Leviten.
Neile hatte entscheidenden Anteil an Steves Karriere: Während ihrer Ehe las sie ihm Drehbücher vor und ermutigte ihn 1958, den Low-Budget-Horrorfilm „Blob – Schrecken ohne Namen“ zu drehen, der Kultstatus erlangte und zu seiner Rolle des schroffen Kopfgeldjägers in der Fernsehserie „Josh“ führte, mit der er endgültig den Durchbruch schaffte.
Als Neile Steve half, seinen Vater ausfindig zu machen, erfuhren sie, dass er ein paar Wochen zuvor gestorben war. Aber von seiner Freundin erfuhren sie, dass er gern „Josh“ geschaut und sich dabei immer gefragt hat, ob das wohl sein Sohn war. Er hatte also eine Ahnung, war sich aber nie sicher. „Es war traurig, aber Steve war stinksauer, dass sein Vater nie versucht hatte, ihn zu kontaktieren. Steves Wesen wurde von einem Gefühl der Verlassenheit dominiert, das er sein Leben lang in sich trug“, sagt Neile.
Die Kassenschlager „Die glorreichen Sieben“ und „Gesprengte Ketten“ machten McQueen endgültig zum Leinwandhelden – und mit dem 1968 in die Kinos gekommenen Thriller „Bullit“, der mit seiner ausgedehnten Verfolgungsjagd ein ganzes Genre ins Leben rief, wurde er zum internationalen Superstar und bald darauf zum bestbezahlten Schauspieler der Welt. „Bis etwa 1967 führten Steve und sie eine stabile Ehe“, so Neile. Als der Darsteller dann auf die 40 zuging, unterlag er all den Verlockungen der damaligen Gegenkultur, der Hippie-Bewegung, die Promiskuität und Drogenkonsum in Kalifornien allgegenwärtig machte. Er hatte sich mit dem verrufenen Promi-Friseur Jay Sebring angefreundet. Am 7. August 1969 hatten er und McQueen sich verabredet, um den Abend bei Schauspielerin Sharon Tate zu verbringen, doch Steve war eine junge Frau, mit der er sich traf, damals wichtiger, und so entging er knapp diesem berüchtigten verhängnisvollen Abend. Im Nachhinein erfuhr McQueen, dass er ganz oben auf der Todesliste der Mansons stand.
Der Hyper-Macho McQueen hatte aber auch einen sehr sensiblen Kern. Neile hat die endlosen Seitensprünge ihres Mannes mit nur einem Ausrutscher vergolten. Nachdem sie unter Zwang den Namen ihres Liebhabers preisgab (der oscar-prämierte Schauspieler Maximilian Schell), konnte der eifersüchtige McQueen ihr ihre Untreue das gesamte darauffolgende Jahr nicht verzeihen. „Damit hatte er einfach nicht gerechnet. Ausgerechnet die Person, von der er annahm, dass sie nie zurückschlagen würde, egal, was er auch tat, hatte ihm gerade das Gegenteil gestanden. Damit war der Verlust seiner Familie plötzlich in den Bereich des Möglichen gerückt. Er liebte mich, und er liebte unsere Kinder, aber in dem Moment spürte er mit einem Mal, wie sein Leben drohte aus den Fugen zu geraten.“ Damals stieß McQueen auch gerade beim Dreh von „Le Mans“ auf Hindernisse, mit dem er sich laut Neile einen Traum erfüllen wollte. „Es brannte sozusagen an allen Ecken und Enden“, so Neile.
Die Ehe zerbrach endgültig während der Dreharbeiten zu „Le Mans“, einem problembehafteten Unterfangen, bei dem er auch täglich mit dem Regisseur am Set in Frankreich aneinandergeriet. Mit dem von seiner eigenen Firma produzierten Projekt „Le Mans“ erfüllte er sich einen langjährigen Traum: den Dreh des ultimativen Films über die gleichnamige Rennstrecke. McQueen war ein ernstzunehmender Rennfahrer. Er nötigte auch den Besten des Motorsports Respekt ab. Mit einigen war er sogar befreundet, darunter auch der britische Champion Stirling Moss, der wie Neile verrät, Steves Mentor im Rennsport war.
Im Anschluss an „Le Mans“ heiratete McQueen den Co-Star seines nächsten Films „Getaway“, Ali McGraw, mit der er vier Jahre lang eine turbulente Ehe führte. „Es bestand der Irrglaube, dass er mich wegen Ali McGraw verließ, aber damals waren wir schon geschieden“, so Neile. Die tiefe Verbindung riss jedoch nie ganz ab, wie Neile in ihren unbeschönigten Memoiren „My Husband, My Friend“, die auch verfilmt werden, erklärt. Die Besetzung wollte sie nicht weiter kommentieren, erwähnte nur einmal, dass sie den James-Bond-Darsteller Daniel Craig gern als McQueen gesehen hätte. „Steve war mein Leben“, sagt Neile gerade heraus.
McQueens Ruf als Actionheld hat seine herausragenden Qualitäten vor der Kamera manchmal in den Schatten gestellt. Der britische Oscar-Gewinner Gary Oldman bringt es mit seiner Aussage gut auf den Punkt: „Bei ihm sah die Schauspielerei aus wie ein Kinderspiel.“
„Steve nahm seine Arbeit sehr ernst und war äußerst gewissenhaft“, so Neile. „‚Thomas Crown ist nicht zu fassen‘ war sein Lieblingsprojekt während unserer Ehe, aber ‚Kanonenboot am Yangtse-Kiang‘ und ‚Papillon‘ waren die schwersten Rollen.“ Für seine Darbietung in „Kanonenboot am Yangtse-Kiang“ (1966), in dem er einen Maschinisten spielt, erhielt er seine einzige Oscar-Nominierung. „Er hätte den Oscar verdient“, so Neile. „Man spürt seine Liebe zu den Maschinen, als er seine Hand ehrfürchtig auf den Motor legt und sagt: ‚Hallo, Motor. Ich bin Jake Holman‘, als spreche er mit einer Frau.“
„Er schaffte es, über lange Zeit höchsten Ansprüchen gerecht zu werden und war sehr stolz auf seine Werke“, fügt Chad hinzu. „Ein Regisseur meines Vaters sagte mir, er sei ‚der Meister der Nahaufnahme‘ gewesen, er konnte auch ohne Worte viel sagen“, so Chad. Darüber hinaus erinnert er sich, wie sein Vater Sätze in Drehbüchern durchgestrichen hat, mit der Erklärung: „Wenn es etwas wirklich Wichtiges ist, dann sage ich es auch.“ Auf die Frage nach seinem Lieblingsfilm antwortet Chad zögerlich: „Ich stehe ihm zu nahe, um einen Lieblingsfilm auszuwählen, aber in einer Szene in ‚Papillon‘, als er in Einzelhaft sitzt, kurz vor dem Tod steht und seinen Kopf aus der Zelle streckt, um mit dem Gouverneur zu reden, sieht man, wie ausdrucksstark seine Darbietung war.“
McQueen lehnte viele Rollen für Filme ab, die zu Klassikern wurden: „Apocalypse Now“, „Frühstück bei Tiffany“, „Brennpunkt Brooklyn“. Chad erinnert sich an einen Stapel Drehbücher im Schlafzimmer seines Vaters: „Das oberste war ‚Rambo‘, aber rückblickend traf er gute Entscheidungen. Er wusste, was zu ihm passte.“ Er lehnte „Dirty Harry“ ab, da er gerade „Bullit“ gedreht hatte und die beiden Filme sich zu ähnlich waren.
Laut McQueens engstem Freund in seinen letzten Jahren, dem Kampfsportmeister Pat Johnson, ging Steve sein Kampfsporttraining mit der gleichen Intensität an wie seine Schauspielerei: „Als er gelernt hatte mit seiner Intensität umzugehen und mehr in sich ruhte, übertraf er alle meine Schüler.“ Angefangen hatte McQueen sein Kampfsporttraining mit dem legendären Bruce Lee, ehe er sich an Pat wandte, der ihn wie folgt beschreibt: „Am meisten bewunderte ich an Steve sein Engagement. Wenn er sagte, er würde etwas tun, tat er es auch, komme was wolle. Wenn ich mich mit einer Bande „Hells Angels“ anlegen müsste, würde ich Steve als Rückendeckung wählen, dann wüsste ich, dass sie nur über seine Leiche an mich herankämen.“
Während des Drehs zu seinem letzten Film „Jeder Kopf hat seinen Preis“ 1979 fühlte sich McQueen plötzlich krank. Man stellte fest, dass er unter einem Mesotheliom litt, eine meist tödliche Form von Lungenkrebs. Da er noch nie leicht unterzukriegen oder vor Unkonventionellem zurückgeschreckt war, unterzog er sich einer kontroversen Behandlung in einer mexikanischen Klinik, starb aber nach einer OP 1980 im Alter von 50 Jahren.
Doch McQueen lebt weiter: nicht nur in seinen 27 Filmen, von denen einige Kinoklassiker geworden sind, sondern auch in seiner anhaltenden Strahlkraft als Kulturikone. Er bleibt eine Inspiration für künftige Generationen aus der Mode- und Sportwelt, aber zeigte vor allem, wie auch ein schlechter Start ins Leben mit Durchhaltevermögen und Entschlossenheit in eine erfolgreiche Zukunft führen kann. Die Faszination McQueen rührt nicht nur von seinen Filmen. Sie geht von ihm als Menschen aus, der stets eine kompromisslose Haltung einnimmt, der für seine Ziele kämpft und ein Leben nach seinen eigenen Regeln führt – und zwar schon immer. Wie Chad sagt, war sein Vater „authentisch, ehrlich und äußerst integer“, Eigenschaften, die nur selten in Hollywood oder anderswo zu finden waren. „Ich habe so viel von ihm gelernt: Einzustehen für das, an was ich glaube, ehrlich zu sein. So erzog er mich und meine Schwester. Wir sollten uns keine Grenzen im Leben setzen, solange wir uns beim Erreichen unserer Ziele treu bleiben“.
stevemcqueen.com
Kalifornien, Juni 1963. McQueen besaß als begeisterter Autorennfahrer viele seltene und exotische Fahrzeuge, unter anderem einen Le-Mans-Rennwagen, den 1956er Jaguar XK-SS-Cabrio, sowie einen 1958er Porsche 356A, einen 1976er 911 Turbo oder einen 1963er Ferrari 250 GT Lusso.
Foto: John Dominis / Contributor
Stilikone…
Es sind fast vierzig Jahre vergangen, aber McQueens Einfluss auf Filme, Autos, Motorräder und Mode inspiriert auch heute noch die Designer
In seinem 1970 erschienenen Film „Le Mans“ trug McQueen das Heuer-Logo auf dem Rennanzug und eine quadratische Heuer Monaco am Handgelenk, was der Armbanduhr weltweite Berühmtheit einbrachte. Die blaue Uhr und der blauäugige Schauspieler sind seither untrennbar verbunden, eine Ode an TAG Heuers Motto „Hält jedem Druck stand“.
tagheuer.com
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Wenn man über McQueens Stil spricht, darf eins natürlich nicht fehlen: die Persol 714, die erste faltbare Sonnenbrille der Welt Anfang der 60er. Als Persol-Fan mit einer großen persönlichen Sammlung bestand er – besonders auch aufgrund des Havana-Gestells und der kristallblauen Gläser – darauf, die Brille in einigen seiner Filme zu tragen. persol.com
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Anlässlich des 50. Jubiläums des legendären 1968 erschienenen Warner-Bros.-Films, dessen adrenalingeladene Verfolgungsjagd Filmgeschichte geschrieben hat, bringt Ford das neue Sondermodell, den Mustang BULLIT mit überarbeiteten 5-Liter-V8-Motor auf den Markt. Frank Bullitt (McQueen) saß hinter dem Steuer eines Highland Green Ford Mustang 390 GT, 2+2 Fastback.
Die Bomberjacke von Barbour aus der Kollektion Steve McQueen™ International ist genauso schön und robust wie der amerikanische Schauspieler und Rennfahrer, der ihr Design inspiriert hat. Die Jacke hat eine wasserabweisende Außenbeschichtung aus gewachster Baumwolle.
barbour.com