Von Gärten & Büchern

Eine Ausstellung zur Beziehung zwischen Literatur und Gartenbau

Im 18. Jahrhundert, in dem Gärten oft als eigene Kunstwerke betrachtet wurden, kam dem Verhältnis zwischen Literatur und Garten eine besondere wechselseitige Bedeutung zu

Michael Jakob

Die Genfer Ausstellung „Des jardins & des livres“ der Martin Bodmer Stiftung geht von der Wechselwirkung zwischen schriftlichen Dokumenten und Gärten aus, erweitert jedoch den Rahmen dieser ästhetischen „Wahlverwandtschaft“, indem sie ein Panorama entwirft, das von der Antike bis zu Derek Jarman geht.

Ein einzigartiges babylonisches Zeugnis (Nabukadonozors ‚Vertrag’ bezüglich des Baus der berühmten hängenden Gärten), die erste gedruckte Homer-Ausgabe, Manuskripte lateinischer Klassiker kommen auf diese Weise zusammen mit den gleichfalls außerordentlichen Exemplaren chinesischer, japanischer oder altpersischer Literatur. Das Mittelalter ist gleichfalls präsent, etwa mit einer frühen Ausgabe des Gartentheoretikers Pietro de’ Crescenzi oder dem Bodmer-Codex des „Roman de la Rose“. Je mehr man in der Ausstellung fortschreitet, desto dichter wird der Bücher-Wald, häufen sich Traktate, praktische Gärtenbüchlein, zelebrative Werke und erste regelrechte Höhepunkte der Buchdruckkunst, wie der berühmte Traum des Poliphilo.

Die Botanik ist ebenfalls reichhaltig vertreten, und man wünschte sich, in dem einzigartigen 14 kg schweren handkolorierten Exemplar von Beslers „Hortus Eystettensis“ des Dogen Andrea Vendramin selbst ein wenig blättern zu können.

Nicht minder interessant ist die Rolle der Reform, die Tatsache, dass es eine entscheidende protestantische Geschichte der Gartentheorie und -literatur gibt. Im Zeitalter der Aufklärung explodiert die Gartenliteratur regelrecht, und die Ausstellung zeigt entsprechend Almanache, Kompendien, und selbstverständlich alle wichtigen Klassiker der Gartentheorie.

Wie wichtig nicht nur das Gartenmotiv, sondern auch eigene oder besuchte Gärten waren, entdeckt man bei einem „Spaziergang der Augen“, der entlang einer gartenartig komponierten Vitrine von Flaubert und Zola zu Proust, von Virginia Woolf und Vita Sackville-West zu Borges und Cortazar, von Trakl zu Rudolf Borchardts „leidenschaftlichen Gärtner“ führt.

Am Schluss dieser erstaunlichen Entdeckungsreise gelangt man zum Werk des englischen Regisseurs und Autors Derek Jarman, der sowohl einen singulären Garten gestaltet hat, Prospect Cottage in Kent, als auch ein wichtiges Buch, Modern Nature, verfasst hat, womit der Beweis geführt wird, dass die Verbindung von Buch und Garten ein nach wie vor faszinierendes Thema darstellt.

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